Wüstentour Erfahrungsberichte: Irgendwo zwischen nichts und allem – meine Zeit in der Wüste

Wanderung mit Dromedaren durch die Wüste – Wüstentour Erfahrungsbericht

Autorin: Sandra, 53 Jahre, verheiratet, Mutter von 2 Kindern.

Das erstemal Wüste – wenn „Touri“ dann aber richtig

Ich erinnere mich gut an meinen ersten Wüstentrip. Eine klassische Jeep-Tour, wie sie im Katalog steht. Früh los, rein in den Geländewagen, durchgeschaukelt bis zum nächsten Fotospot. Dann ein kurzer Zwischenstopp im Beduinenlager: Frauen backen Fladenbrot für die Kameras, Kinder knüpfen Teppiche für Touristenblicke. Alles fühlt sich irgendwie „authentisch“ an – für fünf Minuten.

Dann geht’s weiter: ein halbstündiger Kamelritt im Gänsemarsch, rauf auf die Düne, Sonnenuntergang, daneben hundert andere mit Kamera.  Unten warten die Quads in Reih und Glied und ein Dutzend andere Jeeps.

Damals dachte ich: „Wow, ich war in der Wüste.“ Heute weiß ich: Ich habe ein touristisches Pflichtprogramm abgehakt. Wie tausend andere jedes Jahr.

Nett? Ja.

Wüste? Eher nicht.

5 Tage Wüste: Mit Blasen an den Füßen in die Freiheit

Wie kommt man auf die bekloppte Idee, Erholungsurlaub in der Wüste zu machen?

Über die Jahre hinweg war ich im hektischen Büroalltag gefangen. 13 Monate ohne Urlaub, Anrufe bis abends um zehn, und das ständige Gefühl von Verantwortung auf meinen Schultern. Irgendwann war ich einfach erschöpft. Mein Chef bestand darauf, dass ich Urlaub nehme. Zehn Tage im Februar. Ich erzählte meinem Mann: „Ich will so weit weg, dass mich niemand erreichen kann.“ Er grinste und sagte: „Dann bleibt nur die Wüste oder die Antarktis.“ Die Antarktis war für mein Budget unerreichbar. Also fiel meine Wahl auf die Wüste.

Was als kleiner Spaß begann, wurde zur ernsthaften Entscheidung. Ich begann zu recherchieren. Die üblichen Drei-Tages-Touren waren nicht mein Ding. Ich wollte nicht nur kurz in die Wüste gebracht und dann wieder abgeholt werden. Ich wollte bleiben, abschalten. Und ich wollte ein richtiges Abenteuer.

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Funktionsjacken, Zweifel und der Start ins Ungewisse

Dann fand ich eine Tour: fünfeinhalb Tage, zu Fuß durch die Wüste. Zwanzig Kilometer am Tag. Ich war skeptisch – ich, die keine zehn Kilometer am Stück schafft? Aber hey, da waren Reitkamele, und die Guides beteuerten, auch Anfänger hätten es geschafft. Also buchte ich einfach.

Am Flughafen fühlte ich mich wie der größte Trottel. Um mich herum: Funktionskleidung, Hightech-Schuhe, Menschen, bei denen das Wort Fernwanderweg vermutlich zum alltäglichen Vokabular gehörte – während ich mit meinen Ängsten rang. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?

Wir waren eine Nacht im Hotel, dann ging’s auch schon los. Jeepfahrt zur Oase. Und dort wartete sie: unsere Karawane.

Die erste Etappe? Überraschend machbar. Wir sahen, wie die Zivilisation verschwand. Abends halfen wir beim Aufbau: Tiere entladen, Feuerholz sammeln, Zelte aufstellen. Ich lernte Knoten, die halten und hatte Spaß, echten Spaß.

Dann kam die erste Nacht: unvergesslich. Sterne wie im Planetarium. Keine Geräusche, kein Licht. Nur Himmel. Ich lag da, staunte – und wurde innerlich ganz ruhig.
Ich fror nicht, zum Glück. Dieser Schlafsack war Gold wert. Mein Gott, war ich froh über diesen Schlafsack.

Am nächsten Morgen: wach, klar, seltsam stolz. Der erste Tag war geschafft, null Problemo.

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Dünen, Durchhalten und warum ich fast geheult hätte

Doch dann wurden die Dünen höher – und immer höher. Ein Schritt vor, ein halber zurück. Der Sand reichte mir bis zu den Waden. Jeder einzelne Schritt fühlte sich an wie ein Kampf gegen die Natur, gegen mich selbst.

Als ich endlich oben ankam, war ich den Tränen nah. Vor mir: Sand, soweit das Auge reicht. Dünen über Dünen, Wellen aus Licht und Staub. Also wieder runter, die nächste rauf. Irgendwann war ich völlig am Ende. Ich war kurz davor, mich vor Erschöpfung zu übergeben. Doch dann – geschafft. Wenn ich heute daran zurückdenke, bin ich noch immer stolz auf das, was ich geleistet habe. Der Ausblick von ganz oben? Spektakulär. Nur schade: Ich habe kein einziges Foto davon.
Klar – wer macht schon Fotos von seinen verzweifelten Momenten im Leben, selbst wenn der Ausblick atemberaubend ist?

Blasen an den Füßen? Oh ja, die hatten wir alle. Sogar die mit Hightech-Trekking-Schuhen. Der Guide schlug vor: barfuß gehen. Ich zögerte. Skorpione? Nicht im Winter, meinte er – also zog ich die Schuhe aus. Und plötzlich war da etwas Magisches: Ich spürte den Sand direkt unter meinen Füßen. Warm. Weich. Lebendig.
Wer Natur wirklich liebt, sollte mindestens einmal im Leben barfuß durch die Sahara gelaufen sein.

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Datteln, Cola und ein Lied, das bleibt

Dann kam dieser Moment: Keine Spuren. Kein Jeep. Kein Geräusch. Nur Sand. Wenn die Berber verschwinden würden, wären wir verloren.

Und genau in diesem Bewusstsein passierte etwas: Ich spürte eine tiefe Freiheit. Weil ich nichts kontrollieren konnte – und es auch nicht musste.

Am Feuer sangen die Berber. Nicht für uns, sondern für sich. Wir wurden gefragt, ob wir auch etwas singen könnten.
Was für eine beschämende Frage – kein Volkslied kannten wir.
Wir waren die Touristen in dieser Szenerie, ein Abbild unserer modernen Welt.
Schließlich entschloss ich mich, „Biene Maja“ anzustimmen.
Kurzes Schweigen, dann lachten alle, klatschten, stimmten ein.
Und das Verrückte: Es wurde unser Lied. Jeden Abend.
„Biene Maja“ in der Wüste – eine Brücke zwischen den Welten. Schräg, schön, unvergesslich.

Später trafen wir Tuareg. Nomaden, ohne festen Wohnort, ohne Pass.
Ihre Begrüßung: „Brauchst du was?“
Ganz anders als das übliche „Hallo“.
Zuerst wird gefragt, ob du etwas brauchst – und erst dann setzt man sich zusammen.
Was für eine Welt.
Die Wüste ist ein Ort, an dem die Menschen wenig besitzen –
und trotzdem ist die erste Frage, wenn man jemandem begegnet: „Kann ich dir etwas geben?“
Diese Haltung ging mir unter die Haut.

Wir saßen gemeinsam, tränkten Kamele, teilten Cola und Datteln.
Das war eine dieser Begegnungen, die man nie mehr vergisst.
Und die den Blick auf die Welt ein kleines bisschen verrückt.

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Wenn Naturverbundenheit ein Gefühl ist

Wir lagen einfach so im Sand. Der machte uns längst nichts mehr aus.
Staubig, müde, die Kleidung noch feucht vom Kamele tränken. Und es waren viele – über hundert, sagten die Tuareg. Dazu kamen noch unsere eigenen.
Die Brunnen in der Sahara sind tief, das Wasser schwer. Immer wieder wurde der Holzeimer hinabgelassen und abwechselnd zu zweit oder zu dritt hochgezogen – bis auch das letzte Kamel getrunken hatte.

Die Tuareg hatten uns ein Lied beigebracht.
Einen einfachen Vierzeiler, der den Takt vorgab beim Ziehen.
Ein Kameltränkelied. Gesungen, damit alle im gleichen Rhythmus zogen. Gemeinsam, wie in einer eingespielten Mannschaft.

Reisen leben von Begegnungen.
Und das hier war eine davon.
Mitten in der Wüste, zwischen all den Kamelen, singend mit einem jungen Tuareg – vielleicht 20 Jahre alt – und meinem Mann, während wir gemeinsam die Eimer aus dem Brunnen zogen.
Unvergesslich.

Später saßen wir im Sand, zusammen mit unseren neuen Bekannten.
Teilten Cola und Datteln. Lachten.

Und dann kamen sie: die Touristen im Jeep.
Sauber, frisch geschminkt, eine sogar in High Heels.
Musik dudelte aus dem Lautsprecher. Lachen. Selfies. Posen.
Die Männer rochen so stark nach Rasierwasser, dass der Duft bis zu uns herüberzog.

Wir saßen einfach da und beobachteten sie.
Und sie wirkten wie Fremdkörper.
Nicht nur wie Besucher auf einem anderen Planeten –
sondern wie etwas, das hier keinen Platz hatte.

Ein paar schräge Blicke flogen zu uns rüber.
Wie wir da saßen – halbnass, im Sand, im Staub.
Wahrscheinlich taten wir ihnen leid, weil sie sich privilegiert fühlten.
Aber mir taten sie leid.
Weil sie vielleicht nie in ihrem Leben spüren werden, wie es ist, wirklich eins mit der Natur zu sein.
Teil einer Kultur, einer Begegnung, eines Lebens, das nicht das eigene ist.

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Warum ich wiederkommen will – trotz Sand in der Zahnbürste

Ich habe mich verliebt in die Wüste. Es war nicht nur die Schönheit ihrer Farben, sondern in das Gefühl.
In die Weite, in das Schweigen.

Ich lernte, wie man ein Dromedar bepackt, wie man Feuer macht und im Sand schläft. Aber wichtiger war: Die Momente der Stille, die ich nie erwartet hätte. In der Wüste wird einem klar, dass Stille ziemlich laut sein kann.
Es gibt kein Geräusch und keinen Empfang. Kein ständiges Piepen von Handys oder das Dröhnen von Motoren. Hier lernte ich was Freiheit bedeutet.

Ich lernte, nichts kontrollieren zu müssen. Keine Mails, keine Termine. Kein „Das und jenes muss ich noch machen!“ Nur Ich, jetzt, das hier zählt und das war das Schönste.

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Marokko Wüstentour im Teene -Test – Familienurlaub, der funktioniert (ja, wirklich)

3 Tage WLAN-frei – und keiner stirbt daran

Ich wollte meiner Tochter unbedingt die Wüste zeigen.
Etwas, das man sich als Mitteleuropäer kaum vorstellen kann.
Mal ehrlich: Was soll so toll daran sein, tagelang durch Sand zu trotten, darin zu schlafen und sich mit einer Zahnbürste voller Sand die Zähne zu putzen?
Die Toilette ist hinter der nächsten Düne, und man ist komplett abhängig von den Menschen, die einen an einen Ort bringen, der wohl zu den lebensfeindlichsten auf dem ganzen Planeten gehört.

Nur weil ich mich in die Wüste verliebt hatte, heißt das ja nicht, dass jeder sofort begeistert sein muss.
Und es war eine andere Crew, ein anderer Teil der Sahara – ohne diese wahnsinnig hohen Dünen. Das wäre mit einer Teenager-Tochter eh nicht gegangen.

Die Wüste ist schwer vorstellbar.
Deshalb drei Tage. Drei Tage gehen immer – auch, wenn man merkt, dass es einem nicht gefällt.
Aber ich wollte sie ihr unbedingt zeigen. Vor allem, weil sie mit all ihrem Schulstress so unruhig war. Sie musste dringend mal abspannen.
Und ich wusste, wie schnell das in der Wüste geht.

Und was soll ich sagen?
Unsere Tochter, die zu Hause nicht ohne ihr Smartphone auskommt, war begeistert.
Drei Tage, und sie war voll da – und vor allem: ruhig.
Sie konnte endlich abspannen.

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Musik, Stille und ein Wüstenschiff

Die Zeit verging viel zu schnell. Unsere Tochter saß fast ununterbrochen auf ihrem Kamel, hörte Musik, schaute in die Weite – und schwieg aber auf die gute Art.

An Silvester saßen wir am Lagerfeuer. Es gab weder Feuerweg oder Countdown und auch keinen Alkohol. Nur Musik, Trommeln und Stimmen im Takt. Wir tanzten, lachten und wünschten uns ein gutes neues Jahr.

Und dann sah ich meine Tochter, wie sie ums Feuer sprang – barfuß, zerzauste Haare, völlig losgelöst. Kein Blick auf andere, kein Nachdenken, einfach sie selbst. Ich dachte: Genau das. Genau so.

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Zwei Welten. Eine Melodie. Kein Übersetzer nötig.

Besondere Momente und Begegnungen machen eine gute Reise aus. Auf dieser Tour gab es viele davon.

Einmal saßen wir am Feuer und spielten „Jerusalema“ (Master KG) vom Handy. Eigentlich aus Spaß. Doch dann ruckte der Kopf unseres junger Kameltreiber hoch, er strahlte und stimmt mit ein – er kein Wort Englisch, wir kein „Berberisch“.

Aber der Text saß. Und der Moment auch. Zwei komplett unterschiedliche Welten und eine Melodie.

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Mittagsschlaf, verschwundene Kamele und erstaunlich viel Gelassenheit

Der erste Tag des neuen Jahres begann mit einem Sandsturm. Mit Skibrille und dicht verschleiert wanderten wir durch die Wüste.
Zum Mittagsschlaf legten wir uns unter eine kleine Düne mit Baum. Als wir aufwachten, waren die Kamele weg. Die Crew war einfach losgezogen. Das Gepäck lag verstreut. Es sah aus wie ein Endzeitfilm.

Und wir? Ganz ruhig. Vertrauen. Loslassen. Wieder dieser Moment.

Und die Landschaft? Surreal. Rissige Lehmböden und sanfte Wehen aus Sand. Eine Welt wie gemalt – wunderschön.

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Wenn selbst der Teenie sagt: „Nächstes Mal bleiben wir länger“

Am letzten Tag sagte unsere Tochter: „Nächstes Mal bleiben wir länger.“ Und ich wusste: Auch sie hat es gespürt.

Diese drei Tage Wüste waren mehr Erholung als zehn am Strand. Kein WLAN, keine Schulstress, keine Reizüberflutung – nur Sand, Weite und Stille.

Und ja – es klingt verrückt. Aber wer völlig fertig ist, innerlich auf Standby, braucht vielleicht nicht Meer, sondern Wüste.

Keiner glaubt, wie gut das tut – bis er mittendrin sitzt. Ohne Empfang. Und plötzlich wieder bei sich.

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Was ich gelernt habe

Die Wüste hat mir nichts erklärt. Aber sie hat mir gezeigt, was ich brauche – und was nicht.

Ich habe dort nicht die Welt verändert, aber mich ein kleines Stück.

Weniger Kontrolle, mehr Vertrauen. Weniger Lärm, mehr Klarheit. Weniger müssen.

Ich war glücklich. Verzweifelt. Frei. Sehnsüchtig. Verloren. Wach. Müde. Und manchmal alles gleichzeitig.

Ich habe geflucht, wenn der Sand in den Schuhen steckte – und gestaunt, wie still ein Morgen sein kann.

Ich war abhängig von anderen – und genau deshalb gelassener als je zuvor.

Ich war ohne Plan, ohne Empfang, ohne Schutz – und hab mich selten sicherer gefühlt.

Ich habe geschlafen wie ein Stein, gegessen wie nie und gelacht mit Menschen, die ich nicht mal auf Social Media finde.

Und wenn du mich heute fragst, wohin ich nochmals reisen will – dann dorthin, wo nichts ist. Außer Stille. Und Sand. Und Freiheit.

👉 Willst du wissen, wie es sich anfühlt, ein Teil der Wüste zu sein? Hier sind unsere Touren!

Für alle, die mal wirklich abschalten wollen.

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